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Platz 2 beim Allgäu Triathlon

Nach einem 5. Platz 2017 und meinem Sieg 2018, war ich gespannt, ob der Allgäu Triathlon auch in diesem Jahr ein gutes Pflaster für mich sein wird. Vielleicht hört ihr es in diesem ersten Satz schon heraus, vor Selbstbewusstsein habe ich vor dem Rennen nicht gerade gestrotzt, denn die letzten Wochen waren nicht einfach: Nachdem ich über Wochen konstant trainieren konnte, hatte ich vor drei Wochen mit einem Magen-Darm Infekt zu kämpfen. Zwar war ich nur drei Tage wirklich krank, aber seither hatte ich viele Tage, an denen ich mich kraftlos und müde gefühlt habe. In den meisten Trainingseinheiten ging es mehr darum, sie zu beenden und weniger um schnelle Zeiten oder gute Wattwerte. Dazu versprach das starke Teilnehmerfeld einen anstrengenden Wettkampf. Meine Einstellung vor dem Rennen war deshalb defensiv. Ich hoffte auf ein gutes Schwimmen, wollte auf der Radstrecke einfach Spaß haben und dann beim Laufen schauen, was möglich ist. 

Trotz der Unsicherheit, freute ich mich sehr auf das Rennen. Der Allgäu Triathlon ist einfach ein besonderer Wettkampf, der viele Highlights bietet. Schon die Atmosphäre am Rennmorgen, wenn die Athleten im Halbdunkeln mit Stirn- und Taschenlampen ihre Räder fertig machen und einchecken, über dem Alpsee noch leichter Nebel hängt und die Sonne mit den ersten Strahlen hinter den Bergen hervorkommt, bereitet mir Gänsehaut. Dazu sorgen die Moderatoren für gute Stimmung und wenn dann aus den Kanonen geböllert wird, wird selbst die entspannteste Person aufgeregt. 

Um 7:30 wurde der Steg für uns Frauen geöffnet, viele rosa Badekappen holten sich ein letztes „Viel Glück“ beim Weltmeister Daniel Unger ab und hüpften in den 20 Grad kalten Alpsee. Um 7:45 folgte dann der Startschuss. Ich bin direkt gut losgekommen und habe für den ersten Teil der Schwimmstrecke schnelle Füße gefunden, denen ich hinterher schwimmen konnte. 

Im Wasser fällt mir die Orientierung schwer, ob ich mich vorne im Feld befinde oder eher weiter hinten. Der Landgang im Allgäu hilft, um ein paar Infos zu bekommen. Und dieses Jahr ließ mich die Info direkt strahlen – Position 3. Das hätte ich nicht erwartet. Voller Motivation bin ich wieder ins Wasser gesprungen und habe für den zweiten Teil der Schwimmstrecke die Tempoarbeit übernommen. Lösen konnte ich mich zwar von meiner kleinen Gruppe nicht, aber ich kam nach 30 Minuten mit nur drei Minuten Rückstand auf die beiden schnellen Schwimmerinnen Anna-Lena Pohl und Tamara Hitz in die erste Wechselzone. In dieser Wechselzone wartete wieder ein Highlight auf die Athleten: Eine Blaskapelle stand mittendrin und sorgte für Stimmung. Das zweite Mal musste ich grinsen, auf so eine Idee kommt man auch nur beim Allgäu-Triathlon. Dann wurde es etwas hektisch, ich bin beim Wechsel direkt falsch abgebogen, habe dann versucht meine Radschuhe bergauf anzuziehen, bin dabei fast in meinen Trainer hinein gefahren und beim ersten Kreisverkehr nach 2 Kilometer bin wieder falsch abgebogen. Ich musste dann erst einmal tief durchatmen und mich neu konzentrieren. Gerade auf dem Rad ist die Konzentration für mich sehr wichtig, in den schnellen (mein Top-Speed lag bei 85km/h) und teilweise engen Abfahrten muss man einfach bei der Sache sein und aufpassen.

Nach diesen ersten chaotischen Momenten auf dem Rad konnte ich einen guten Rhythmus finden und gleichmäßig den Vorsprung auf die beiden Führenden verringern. Die spätere Siegerin, Els Visser, war eine Klasse und ist noch in der Wechselzone an mir vorbeigerauscht. Auch wenn die Radstrecke in diesem Jahr neu war, einfacher ist sie keineswegs.

Es geht steil hinauf und steil herunter, enge Kurven und die tolle Landschaft sorgen dafür, dass es nicht langweilig wird. Nach der ersten von zwei Radrunden lag ich auf Platz 3, hatte aber nur noch eine Minute Rückstand auf Anna-Lena, die ich Mitte der zweiten Radrunde überholen konnte. Als Zweite ging es für mich also zum Laufen. 

Das Laufen hat sich von Beginn an mühsam angefühlt. Es war heiß, ich war einsam auf der Strecke, die Zeit zog sich bis zum Wendepunkt und besonders schnell war ich auch nicht unterwegs. Zu meinem großen Erstaunen  konnte ich meinen Vorsprung auf Anna-Lena etwas ausbauen. Prompt habe ich mich besser gefühlt, da sieht man einmal mehr, wie viel der Kopf im Rennen ausmacht. Mein „Hoch“ war aber nur von kurzer Dauer. Bei Kilometer 15 schwanden mir zusehends die Kräfte. Ich hatte mit Schwindel zu kämpfen und besonders bergan kam mein Laufen eher einem Stolpern gleich. Und dann kommt ja auch noch dieser Kuhsteig. Der Kuhsteig ist ein ca. 300m langer, sehr steiler Trampelpfad. Das einzig Gute daran ist, dass die Stimmung super ist. So richtig wahrnehmen konnte ich das aber nicht mehr und ich war froh, dass bergab die Beine von selbst laufen. Die letzten drei Kilometer hatte ich nur „kämpfen, kämpfen, kämpfen“ im Kopf und war erleichtert, als ich endlich in den Zielkanal einbiegen durfte. Trotz meines Einbruchs am Ende bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden und die Schwimm- und die Radleistung stimmen mich optimistisch für Nizza. Das Laufen nach dem Radfahren hat zwar noch Luft nach oben, aber daran wird in den nächsten Wochen verstärkt gearbeitet. 

 

Hier geht es zur offiziellen Ergebnisliste

Und hier geht es zum Video vom Allgäu-Triathlon 2019