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Regen, Wellen und wieder ein vierter Platz beim Ironman 70.3 Weymouth

Mein letzter Triathlonwettkampf fand im südenglischen Weymouth statt. Vor 11 Jahren bin ich dort in der Nähe zur Schule gegangen, auch deswegen freute ich mich besonders auf das Rennen. 

Bereits am Donnerstag flogen meine Eltern und ich nach London. Da es mein erster Flug mit Zeitfahrrad war, war ich etwas nervös und schlussendlich erleichtert, als ich mein Rad als Ganzes wieder in Händen hielt. Begrüßt wurden wir von Sonnenschein und etwas Wind. Einen ersten Blick auf die Radstrecke warf ich bereits am Donnerstag: viel Verkehr, oft rauer Straßenbelag mit dem ein oder anderen Loch und vielen kleine Hügel. Nicht grade das, was ein Radfahrerherz höher schlagen lässt. An den Linksverkehr hatte ich mich schnell gewöhnt, auch wenn ich es in vielen Kurven nicht schaffte, die Ideallinie zu fahren. 

vielen Dank an Huw Fairclough für die Bilder

Für Freitag stand neben dem Abholen der Startunterlagen, einem kurzen Läufchen und Radfahren, auch ein Schwimmen im Meer auf dem Programm. Letzteres wurde durch den starken Wind aber erheblich erschwert. Hohe Wellen, die bis weit raus brachen, machten ein Schwimmen im Endeffekt unmöglich. Ich versuchte mich an das Wasser und die Wellen zu gewöhnen und übte mich im Bodysurfen. Lustig war es jedenfalls! Auch am Samstag besserte sich die Lage nicht wirklich, auch wenn mir hier ein paar Schwimmzüge gelangen. Wie ich so 1,9km schwimmen sollte, blieb mir aber ein Rätsel. Bei der Wettkampfbesprechung, bei der ich auch auf meine Konkurrenz traf, wurde ich beruhigt: vieles sprach für ein verkürztes Schwimmen. Da für den frühen Morgen auch Gewitter und Regen angesagt waren, war es auch möglich, dass das Schwimmen ganz ausfallen würde. Was wundert mich das auch? Wer in England ein Rennen meldet, muss mit Regen und ungemütlichem Wetter rechnen. 

Der Rennmorgen startete wie immer früh. Um 4 Uhr läutete mein Wecker und gemeinsam mit meiner Mama ging es um 5 Uhr in die Wechselzone. Der Wind war immer noch stark, von Regen und Gewitter jedoch nichts zu sehen. Beim letzten Aufpumpen meines Vorderrades hielt ich auf einmal einen Teil des Ventils in der Hand. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich nicht gerade zu den geschicktesten Radmechanikern zähle, dazu war es noch stockdunkel. Der Versuch das Teil in das Ventil wieder hineinzudrehen, endete damit, dass die Luft entwich. Was also machen? Ich entschied das Teil einfach nicht zu beachten und ohne zu fahren. Wenn ich nichts machte, blieb die Luft im Reifen und da ich bereits aufgepumpt hatte, war auch genügend Luft vorhanden. Nach diesem kurzen ersten Schreck, wartete ich gespannt auf die Verkündung der Schwimmstrecke. Verkürzt? Normal? Kein Schwimmen? Um 6:15 Uhr hieß es über die Lautsprecher „950m Schwimmen“. Das Meer war deutlich ruhiger als an den vergangenen Tagen und so fand ich die Entscheidung gut. 

Ein Wort zu meiner Konkurrenz: Unser Profi-Frauenfeld war mit nur 5 Starterinnen wirklich übersichtlich. Zwei Namen kannte ich von der WM in Nizza vor zwei Wochen: India Lee wurde 11. und Katrina Rye 16. Beide hatten in Nizza großen Vorsprung vor mir, denn vor allem im Schwimmen und im Laufen waren sie schneller. Die dritte Britin Claire Hann hat in diesem Jahr sehr gute Resultate erzielt, unter anderem hat sich den Ironman 70.3 in Schweden gewinnen können. Auch sie ist eine sehr gute Schwimmerin. Als vierte Konkurrentin war die Australierin Chloe Lane am Start, zu der ich wenig Information finden konnte. Ein Podium wäre zwar schön, aber dazu hätte mindestens eine der drei starken Britinnen einen schlechten Tag haben müssen. 

Pünktlich zum Schwimmstart fing es an zu regnen. Das Wasser war mit 17 Grad nicht gerade warm, aber ein Neo kam mir mit den starken Schwimmerin entgegen. Nachdem die Männer um 7:25 Uhr ins Rennen geschickt wurden, erfolgte unser Start 2 Minuten später. Ich hab so schnell den Anschluss verloren, so schnell konnte ich gar nicht gucken. So bin ich ein einsames Rennen im Wasser geschwommen, habe versucht einen möglichst kurzen Weg zu schwimmen und mich nicht verrückt machen zu lassen. Das hat auch gut funktioniert und so bin ich mit 2:30 Minuten Rückstand als letzte aus dem Wasser gestiegen. Bereits in der Wechselzone konnte ich die Australierin überholen und nahm als vierte die Verfolgung auf. Es regnete noch immer. Mein Visier beschlug von innen und außen sammelten sich die Regentropfen – meine Sicht war entsprechend schlecht und es fiel mir anfangs schwer mich zu konzentrieren. In Gedanken an meine kleine Schwester Katrin, die sich zur selben Zeit in Deutschland durch einen Halbmarathon kämpfte, kehrte auch mein Kampfgeist wieder zurück und ich fuhr die ersten 50 Kilometer einsam. Dort überholte mich eine Dreiergruppe Altersklassenathleten, denen ich folgen konnte. Und auf einmal habe ich vor mir eine rosa Startnummer gesehen. Ich hab es tatsächlich geschafft, eine der drei starken Britinnen (Katrina Rye) einzuholen, ich freute mich sehr, dass ich sie wenigstens ein bisschen fordern kann. Die letzten 20 Kilometer ging es fast nur bergab. Hier sind mir ein paar Fehler unterlaufen, ich habe wegen der schlechten Sicht nicht so Gas geben können, wie es notwendig gewesen wäre, Katrina etwas Zeit abzunehmen und aufgrund der ungewohnten Straßenseite habe ich in den Kurven etwas Zeit verloren. Nächstes Mal muss das extra geübt werden!

in der dunklen Wechselzone mit einem kaputten Ventil
die letzten Meter zu Platz 4

Mit nur knapp 30 Sekunden vor Katrina ging ich also als dritte auf die Laufstrecke. Dass es schwer sein wird, den dritten Platz zu behaupten, nachdem mir Katrina vor zwei Wochen fast vier Minuten auf dem Halbmarathon abgenommen hatte, wusste ich und so bin ich mein Tempo angelaufen. Bereits nach 2,5 Kilometern wurde ich überholt und verlor konstant Zeit auf sie. Leider hatte ich schon nach kurzer Zeit einen Schmerz im unteren Rücken. Ich hatte dieselben Probleme in Nizza, aber erst ab Kilometer 16, in Weymouth schon nach 3. Ich versuchte die Muskulatur zu dehnen und meinen Laufschritt anzupassen (für die Triathleten: gefühlt bin ich so unrund gelaufen wie Lionel Sanders die letzten Jahre). Aber so wirklich gut wurde es nicht, zum Glück drohte von hinten keine große Gefahr. Die Laufstrecke bestand aus 3,5 Runden an der Strandpromenade entlang. Eine Richtung Vollgas Rückenwind, die andere Richtung entsprechend Gegenwind. Mit Rückenwind schwitzte ich zum ersten Mal an diesem Tag, mit Gegenwind wurde es wieder ziemlich frisch und mein Bauch meldete sich unfreundlich in der 2. Laufrunde. Auch das war neu für mich

Was wirklich toll war beim Laufen, war die Stimmung am Streckenrand. Zuschauer und Athleten haben gefeiert und mit Katrina und Claire tauschte ich nach fast jedem Wendepunkt ein aufmunterndes Lächeln aus. Natürlich hätte ich gerne meine erste Profisaison mit einem Podium abgeschlossen, aber die drei Britinnen waren einfach besser und ich glaube, dass ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln konnte, die mir im nächsten Jahr helfen aus den ganzen vierten Plätzen in diesem Jahr, ein paar mehr Podiumsplatzierungen zu machen. 

Schön war auch, dass meine Eltern mich nach England begleitet haben, dem Regen tapfer getrotzt haben und ebenfalls fast einen Halbmarathon zurückgelegt haben, um mich oft anzufeuern. 

Für mich heißt es jetzt zwei Wochen lang die Beine hochzulegen und andere Dinge zu machen als Schwimmen, Radfahren und Laufen und dann freue ich mich schon wieder aufs Training für die nächste Saison, denn es gibt viel zu tun! 

Danke an euch fürs Mitfiebern und Daumen drücken! Anne